Die Mehrdimensionalität des Menschen
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Viktor E. Frankl ist der Meinung, dass die Theorie vom Menschen als ein Lebewesen, dass nur darauf aus ist, seine Bedürfnisse und Triebe zu befriedigen überholt ist.Seine These stellt den Menschen als ein weltolffenes Wesen dar, dessen Hauptziel es ist einen Sinn im Leben zu finden und somit auf etwas zu verweisen, dass über ihn hinausgeht ( z.b. ein Werk schaffen oder Liebe zu einer Person entwickeln). Auf diese Weise transzendiert er sich selbst. Erst die Selbst- Transzendenz, in der er sich völlig vergisst, macht ihn zum eigentlichen Wesen und Menschen.Mit anderen Worten : Ganz Mensch ist der Mensch eigentlich nur dort, wo er aufgeht in einer Sache, ganz hingegeben ist an eine andere Person.
Sinn und Werte stehen für die menschliche Existenz an oberster Stelle. Sie sind die Gründe, die den Menschen zu seinem Verhalten und Handeln bewegen. Während Triebe den Menschen eher von innen heraus treiben, ziehen Sinn und Werte ihn zur Suche und zu moralischem Handeln. Um die Wirklichkeit des Menschen zu erfassen, ist die Frage nach Sinn und Werten unverzichtbar. Darüber hinaus besagt Frankls These, dass der Mensch nie aus seiner komplexen und vieldimensionalen Welt auf seinen Schatten, d.h. auf eine eindimensionale Ebene hinunterprojiziert werden kann und darf. So wie man einen Würfel nicht aus seiner Dreidimensionalität auf seine Grundfläche, ein Quadrat, herunterprojizieren darf ,ist es auch nicht möglich den Menschen nur eindimensional zu betrachten. Denn nimmt man etwas aus seiner Vieldimensionalität heraus und reduziert es, entsteht etwas völlig Unvollständiges und Gegensätzliches.Aufgrund seiner Komplexität ist es notwendig den Menschen von vielen Betrachtungsweisen aus zu sehen, da alle Erkenntnisse und Erfahrungen über den Menschen ihre Geltung haben. Nichts was man über ihn weiß darf vernachlässigt werden, das würde nämlich darauf hinauslaufen, wie ein mehrdimensionalen Gegenstand auf eine Ebene herunterprojizieren bzw. ihn zu reduzieren ( Raum => Ebene).
Zu diesen Theorien verfasste Frankl seine dimensionalanthropologischen Gesetze:
1.) " Ein Phänomen, das aus einer Dimension heraus in verschiedene Dimensionen hineinprojiziert wird, die niedriger sind, als seine eigenen, bilden sich so ab, dass die Abbildung einander widersprechen"

2.) "Verschiedene Phänomene in ein- und derselben Dimension hineinprojiziert, die niedriger ist, als ihre eigene bilden, sich so ab, dass die Abbildungen mehrdeutig sind."

Auf den Menschen angewandt bedeuten diese Gesetze, dass die jeweiligen Fachwissenschaften nur eine bestimmte Seite des Menschen beleuchten.Dabei kann jedoch vorkommen, dass sich die Aussagen aus zwei verschiedenen Fachrichtungen völlig widersprechen ( siehe 1.). Trotzdem widerspricht diese Verschiedenheit der Aussagen über den Menschen, nicht der Einheit des Menschen, da ihn erst die verschiedenen Blickwinkel vervollständigen und ihn zu dem machen was er ist : Ein Werk.
Der Mensch ist ein Mikrokosmos, der den makrokosmos in sich zusammenfasst. Und obwohl es zahlreiche fachspezifische Ansichten vom Menschen gibt, deren Zusammenhang nicht offenliegt, müssen wir den Menschen als EINHEIT unter Berücksichtigung seiner Vieldimensionalität betrachten.
Stefanie Zumkeller und Michaela Stoll ; März 2003 ; Gk Reli NGO 13